| Veranstaltung: | Bezirksversammlung Neuburg 29.6.2019 | 
|---|---|
| Antragsteller*in: | Andreas Krahl, MdL; Bezirksvorstand (dort beschlossen am: 14.06.2019) | 
| Status: | Eingereicht | 
| Eingereicht: | 14.06.2019, 12:00 | 
A3-Pflege: Resolution "Kommunale Pflegezentren ermöglichen"
Antragstext
Pflegestützpunkte – so sieht es aus!
Bereits im Oktober 2009 beschloss die Staatsregierung per Allgemeinverfügung die 
Errichtung von bis zu 60 „Pflegestützpunkten“ in ganz Bayern.
Die Aufgabe dieser Einrichtungen ist dabei diffus mit der „wohnortnahen 
Beratung, Versorgung und Betreuung der Versicherten nach Maßgabe der Vorgaben 
des Elften Buches Sozialgesetzbuch“ definiert.
In einer „Aufbauphase“ sollten bereits 2010 besagte 60 Stützpunkte zunächst dort 
realisiert werden, „wo sich auch der Landkreis oder die kreisfreie Stadt an 
ihnen beteiligt“.
In der Trägerschaft der Städte, der Landkreise, der Bezirke sowie der Kranken- 
und Pflegekassen, sollen bereits vorhandene vernetzte Unterstützungs- und 
Beratungsstrukturen integriert werden. Ehrenamtler*innen, kirchliche und 
sonstige religiöse Organisationen sollten ebenso eingebunden werden wie 
Pflegefachpersonen vor Ort.
Was bereits in der Verfügung kompliziert klingt, stellte sich in der Praxis 
ebenso kompliziert heraus: bis heute wurden bayernweit ganze neun 
Pflegestützpunkte errichtet. Das ist nicht flächendeckend und für die wenigsten 
Menschen in Bayern wohnortnah.
Einen Fahrplan für die Errichtung weiterer Stützpunkte gibt es derzeit nicht, 
seit 2010 fehlen nach den Ankündigungen bereits 51 Stützpunkte landesweit.
Allen Stützpunkten ist gemein, dass sie erst dann beratend in Aktion treten, 
wenn die Familien sich bereits in Ausnahmesituationen befinden. Der häuslichen 
Betreuung Angehöriger wird bei den Beratungsangeboten besondere Aufmerksamkeit 
gewidmet.
Pflege in Bayern – das kommt auf uns zu!
Pflege geht uns alle an: ob die Oma dement oder der Onkel nach einem 
Arbeitsunfall langwierige Reha braucht, wir alle sind direkt oder durch unser 
enges Umfeld mit dem Thema konfrontiert. Und wir alle wollen, dass wir und die 
Menschen, die uns am Herzen liegen im Ernstfall gut versorgt werden.
Heute leben in Bayern rund 70% aller Pflegebedürftigen zu Hause und nehmen 
Betreuung durch ihre An- und Zugehörigen in Anspruch. Diese häusliche Care-
Arbeit wird überproportional häufig von Frauen geleistet. Ausgleichzahlungen 
oder ein Rückkehrrecht in den eigenen Beruf sind in diesen Fällen so gut wie 
nicht vorgesehen: häusliche Care-Arbeit macht also spätestens im Alter arm.
Außerdem verschärft die demographische Entwicklung die Situation zusätzlich: bis 
2030 werden wir allein in Bayern 300.000 dementiell erkrankte Personen zu 
versorgen haben. Immer mehr Menschen mit Pflegebedarf stehen immer weniger 
jungen und gesunden gegenüber, die in der Lage sind, die aufkommenden Bedarfe zu 
erfüllen.
Wir brauchen jetzt Konzepte, die die Pflegebedürftigen absichern ohne deren nahe 
Personen energetisch, finanziell, psychisch und physisch zu überlasten.
Wir brauchen funktionale Konzepte, die professionelle Pflege aufwerten und die 
Berufsbilder attraktiver machen.
Wir brauchen die Verankerung der professionellen Pflege in allen Strukturen der 
Gesellschaft: nicht nur Rat, sondern auch Tat vor Ort. Überall in Bayern.
Kommunale Pflegezentren – so sollte es sein!
Ein Leben in Selbstbestimmtheit bis ins hohe Alter, mit Krankheit, Gebrechen 
oder Behinderung und zwar dort, wo wir sein wollen: das wünschen wir uns wohl 
alle. Größtmögliche Lebensqualität in unseren soziokulturellen Räumen, ohne 
unsere Wurzeln zu verlieren.
Qualifizierte Beratung und tatkräftige Unterstützung vor Ort für Betroffene und 
deren Zugehörige, möglichst bevor Krisen entstehen.
Prävention für alle Menschen jeden Alters sollte bei den kommunalen 
Pflegezentren genau so wichtig sein, wie Hilfe und Unterstützung im Akutfall.
Zur Prävention und zur bestmöglichen Versorgung in den Städten und auf dem Land 
fordern wir:
Die Einbeziehung kommunaler Pflegezentren in die Quartiersentwicklungskonzepte 
aller Gemeinden und Stadtteile Bayerns und die zeitnahe Umsetzung dieser 
Einrichtungen.
Kommunale Pflegezentren ermöglichen zudem eine genaue Evaluation der 
unterschiedlichen Pflegebedarfe in Bayern und können auch auf veränderliche 
Bedarfe aufgrund ihrer lokalen Präsenz zügig und angemessen reagieren.
Was bieten kommunale Pflegezentren?
- Pflegefachpersonen aus unterschiedlichen Bereichen der professionellen 
Pflege mit fundierten und aktuellen Kenntnissen über die gesamte
Pflegelandschaft der Region beraten kompetent und aus einer Hand. Sie
unterstützen ebenso bei der Suche nach geeigneten Einrichtungen wie bei
Bewerkstelligung einer häuslichen Betreuung mit oder ohne professionelle
Unterstützung wie mobile Pflege, Tagespflege oder Kurzzeitpflege und
schützen An- und Zugehörige für Überlastungen. Die kommunalen
Pflegefachpersonen sind gut miteinander vernetzt, um auch in schwierigen
Fällen optimal reagieren zu können und Synergien über die regionale
Bindung hinaus nutzen zu können. Optimal ist die dauerhafte Versorgung und
Beratung der Klienten derselben Fachperson über die gesamte Dauer des
Bedarfes. Das schafft Sicherheit und Vertrauen auch in schwierigen
Situationen.
Die Anzahl der von den Kommunen beschäftigten Pflegefachpersonen ist in
regelmäßigen Abständen zu evaluieren und so anzupassen, dass auch
Hausbesuche und die persönliche Betreuung gewährleistet werden kann.
Professionelle Pflegeleistungen, die nicht durch mobile Pflege abzudecken
sind, werden unbürokratisch von den Pflegefachpersonen des kommunalen
Pflegezentrums auch über längere Zeiträume ausgeführt und sind bei den
Personalplanungen zu berücksichtigen.
Für Betreuende An- und Zugehörige stehen in den kommunalen Pflegezentren
Plätze zur Verhinderungspflege auch kurzfristig zur Verfügung.
Kommunale Pflegezentren sind Anlaufstellen für alle Herausforderungen und
Probleme rund um belastende Pflegesituationen nach Unfällen, in Krankheit
oder Alter. Sie bieten Unterstützung, Beratung und professionelle Pflege
vor Ort und zu Hause. 
- Die Pflegefachpersonen der kommunale Pflegezentren sind stets auf dem 
aktuellen Stand denkbarer Therapiemöglichkeiten und kennen die Angebote
vor Ort und in ganz Bayern. So können beispielsweise Betroffene
dementieller Erkrankungen wertvolle Zeit sparen und irreversible Schäden
in Krankheitsverläufen möglichst vermieden werden. 
- Zur Aufgabe der kommunalen Pflegezentren gehört ausdrücklich auch die 
(dauerhafte) Unterstützung bei der Gründung und dem Betreiben alternativer
Wohn- und Pflegeformen. Denkbar sind Demenz-WGs, Pflege WGs und
Einrichtungen, in denen Menschen ähnlichen Alters und ähnlicher Interessen
betreut und professionell gepflegt werden können. 
- Fester Bestandteil der kommunalen Pflegezentren sind darüber hinaus 
Familiengesundheitspfleger*innen, die Familien und Lebensgemeinschaften
vor Ort ganzheitlich gemäß den Richtlinien der Welt-Gesundheits-
Organisation zum Family-Health-Nursing unterstützen.
Familiengesundheitspflege beschränkt sich dabei ausdrücklich nicht auf die
Begleitung betreuender Angehöriger, sondern wirkt auch unterstützend bei
Suchtproblemen, psychischen Erkrankungen, Lernschwächen und allem, was die
Gesundheit von Familien und Lebensgemeinschaften beeinträchtigt. Damit
fungieren sie als Ansprechpartner*innen, die Familien vor Ort ermächtigen,
auch in problematischen Lebensphasen selbstbestimmt leben zu können, sowie
Selbstpflegekompetenzen zu erhalten. 
Kommunale Pflegezentren sind zum Erhalt von Lebensqualität und zur Förderung der 
Gesundheit aller Menschen in Bayern schnellst möglich mit einer auskömmlichen 
Anschubfinanzierung zu unterfüttern und umzusetzen. Family-Health-Nursing und 
die professionelle Pflege-Kompetenz in Rat und Tat vor Ort für alle nutzen 
erheblich mehr als ein jährliches, vom Pflegegrad abhängiges Taschengeld, von 
dem den Betroffenen am Ende nicht mehr als allenfalls ein zusätzlicher 
Wirtshausbesuch alle paar Wochen bleibt. Das Bürokratiemonster 
„Landespflegegeld“ brauchen wir nicht, wir brauchen verlässliche Strukturen und 
Unterstützung bei allen Problemen, die die Selbstpflegekompetenzen einschränken, 
für Betroffene und deren Zugehörige: das ist die Pflege der Zukunft. Somit kann 
den Kommunen bei dem Aufbau und dem Betrieb auch finanziell die Last abgenommen 
werden.
Investieren wir also die als Wahlgeschenk veranschlagten Milliarden in unser 
aller Zukunft und Lebensqualität!
Absolvent*innen des Advanced-Nursing-Practice Studienganges sind bestens 
ausgebildet und hochqualifiziert für die vielfältigen Aufgaben in den kommunalen 
Pflegezentren, stellen wir sie ein.
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